Bunte Wiesen für Friedrichsdorf

08.03.17 –

Wo sind die Insekten geblieben?

Nach einer längeren sommerlichen Autofahrt über Deutschlands Autobahnen ist die Windschutzscheibe – selbst nach vielen Kilometern- noch fast sauber. Das war früher ganz anders! Beim Tankstopp mussten mit Schwamm und Wasser zahlreiche tote Insekten von Scheiben und Scheinwerfern entfernt werden. Was den Autofahrer heute freut, gibt dem Biologen und Artenschützer zu denken. Tatsächlich ist die Insektenmasse in den letzten Jahren rapide zurückgegangen.

Dr. Stefan Nawrath, den die Friedrichsdorfer GRÜNEN am 07. März zu einem Informationsabend in Ganiers Keller eingeladen hatten, brachte viele anschauliche Beispiele wie dieses, um die Arten-Erosion zu veranschaulichen. Hauptthema des Referenten vom Friedrichsdorfer Institut zur Nachhaltigkeit ist das artenreiche Grünland - die natürliche Blumenwiese. Auch ihr Vorkommen ist zunehmend bedroht durch Flächenverbrauch, den Bau von Siedlungen und Straßen sowie durch die Landwirtschaft. In welchem Ausmaß das im Rhein-Main-Gebiet und auch rund um Friedrichsdorf der Fall ist, zeigten Karten, die den Zustand von 1870 mit heute verglichen.

Lebensraum Blumenwiese

Nun sei aber gerade die natürliche Blumenwiese eine Quelle der Artenvielfalt, so Nawrath. Auf einer Fläche von 5x5 Metern könnten 50 bis 60 verschiedene Pflanzenarten gedeihen, die wiederum Lebensraum für noch mehr Insektenarten böten.

Da man den Flächenverbrauch realistischer Weise nicht umkehren könne müsste dafür das vorhandene Potenzial für die Renaturierung optimal genutzt werden. Straßenbegleitflächen kämen dafür ebenso in Frage wie Kompensationsflächen. Aber auch für Golfplätze, begrünte Dächer oder Flächen rund um Photovoltaikanlagen gibt es Beispiele der erfolgreichen Umwandlung in artenreiche Grünflächen.

Fehlgeschlagene Renaturierung in Friedrichsdorf

Auch in Friedrichsdorf war das so gedacht. Der Bebauungsplan rund um den Entlastungsstraßen-Südabschnitt sah eine artenreiche Renaturierung vor, bei der Ackerflächen in krautreiche Wiesen mit vielfältigen floristischen Arten umgewandelt werden sollte. Dass das nicht geschehen war und stattdessen grünes Weidelgras gepflanzt wurde, darauf musste im vergangenen August erst ein Aktionsbündnis mit Vertretern der Naturschutzorganisation NABU aufmerksam machen. Gerade die Zuchtsorte Weidelgras – so erläutert der promovierte Biologe – sei mit seinen Eigenschaften der hohen Konkurrenzkraft und Resistenz gegen „Schädlinge“ ein „Naturverhinderer“. Die Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Darmstadt gab dem Aktionsbündnis schließlich Recht. Es muss nachgebessert werden. Schließlich geht es hier um eine Fläche von 8 Hektar!

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