GRÜN Wandert – unterwegs im Taunus

01.10.24 –

Wer im Taunus unterwegs ist sieht schnell: Unsere Wälder kämpfen mit dem Klimawandel. Mehrere Dürresommer, Borkenkäfer und Sturm haben im Taunus schwer gewütet. Aber wie geht es unserem Friedrichsdorfer Stadtwald wirklich? Und was wird unternommen, um ihn nachhaltig zu bewirtschaften? Diese und weitere Fragen stellten sich auch den Friedrichsdorfer Grünen und traten damit an den NABU Friedrichsdorf heran. Am Samstagvormittag starteten NABU und Grüne zu einem gemeinsamen Waldspaziergang mit NABU-Mitglied und Revierförster Philipp Gerhardt – der sich zwei Stunden lang geduldig und engagiert den Fragen der Teilnehmenden stellte.

 

Ein Schwerpunkt der Tour lag auf dem Thema Wasser. Gerhardt erklärte, wie derzeit Bagger Gräben für Regenwasser entlang der Wege ziehen. Diese haben nicht nur den Zweck, die Wege zu entwässern,  sondern auch das Wasser gezielt in die Waldfläche und in zum Teil neu gestaltete Rückhaltebecken zu leiten. „Alles im Wald hat mehrere Funktionen“, betonte Gerhardt. Ein Wasserrückhaltebecken sei nicht nur aktiver Hochwasserschutz, es nähre auch das Grundwasser und könne sich zu einem wertvollen Biotop entwickeln, in dem sich beispielsweise Gelbbauchunken zu Hause fühlen. In Friedrichsdorf habe man sich deutlich früher als in anderen Kommunen mit dem Thema Wasser im Wald befasst und könne daher auf viele Vorarbeiten zurückgreifen, erläuterte der Förster. 

 

Kurz darauf konnten die Teilnehmer beeindruckend deutlich sehen, wie schnell die Natur aus eigner Kraft offene Flächen zurückerobert. Auf dem Gebiet eines ehemaligen Kiefernwaldes, der Trockenheit und Borkenkäfer zum Opfer gefallen war, wird seit etwa vier Jahren der Natur Raum gegeben. Inmitten einer „Brombeer-Hölle“ wachsen Birken und allerlei weitere junge Bäume in einer bunten Mischkultur. Ein Stückchen weiter hilft der Förster den gepflanzten Eichen jedoch über die schwere Anfangszeit hinweg: Ihre Knospen schmecken Rehen besonders gut und die ganz jungen Bäume haben es schwer, sich gegen Brombeeren und anderen dichten Wuchs durchzusetzen, erläuterte er. Auf Nachfrage einer Teilnehmerin erklärte er, dass auch tote Bäume ihren sinnvollen Platz im Wald haben. Sie seien Heimstätte für vielerlei Insekten, die wiederum Lebensgrundlage für Specht und Kiebitz seien. Solange sie keine Gefahr darstellten, solle man sie daher ruhig stehen lassen.

 

Bei ihrer Runde konnten die Teilnehmenden einen kleinen Einblick in die komplexe Arbeit eines Revierförsters gewinnen. Neben aktivem Klima- und Naturschutz befasst er sich mit Wasser- und Holzwirtschaft und selbst der Kulturgeschichte einer Region. Wer im Taunus gräbt, stößt auf Spuren von Römern und Kelten und sollte einen guten Kontakt zu den Archäologen der Region pflegen. „Die Arbeit eines Försters ist viel vielseitiger, als ich bisher dachte“, stellt eine Teilnehmerin begeistert fest, während die Veranstaltung auf dem NABU-Gelände ausklang.

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