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19.08.24 –
Nachdem vor zwei Monaten eine von Bundesverkehrsminister Wissing (FDP) in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie zum Ausbau der A5 zwischen dem Frankfurter Nordwesten und der Anschlussstelle Rosbach bekannt wurde, ist das Thema für Kommunalpolitikerinnen und -politiker im Landkreis Wetterau und im Hochtaunuskreis wieder aktuell geworden.
„Ein Ausbau, breiter als alle anderen deutschen Autobahnen, für den Gärten und Häuser planiert werden müssten, ist wirklich anachronistisch“, sagt Daniela Fox, Fraktionsvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Friedrichsdorf und erklärt: „Da nach der vorliegenden Studie über 70 % der Fahrzeuge Pendler*innen sind, wäre ein Ausbau der A5 nur dann vernünftig, wenn die Aufnahmekapazitäten in Frankfurt entsprechend erhöht würden. Ist das nicht der Fall, kann man sich den Ausbau der Autobahn sparen. Zurzeit sind alle großen Städte dieser Welt intensiv damit beschäftigt, Autoverkehr zu reduzieren. Dabei wollen sie den Folgen von Starkregenereignissen und Überhitzung der Innenstädte durch Entsiegelungen und mehr Grünflächen entgegenwirken, die CO2-Emissionen reduzieren, und nebenbei die Lebensqualität ihrer Bewohner*innen erhöhen. Überlegungen Straßen zu bauen, um mehr Verkehr in die Innenstädte zu leiten, sind nicht mehr zeitgemäß. Der heutige Stau würde mit weiteren Fahrbahnen nicht beseitigt, sondern er würde dann einfach nur in die Breite wachsen.“
Betina Quägber-Zehe, Vorstandsmitglied der Rosbacher GRÜNEN dazu: „Die in Aussicht gestellte Entspannung der Verkehrslage wird, wenn sie überhaupt eintritt, nicht lange halten. Das hat damit zu tun, dass die nach einer langen, einschränkenden Bauphase zunächst angenehmer wirkende Strecke von Menschen genutzt wird, die sonst einen anderen Weg gefahren wären oder auch andere Verkehrsmittel genutzt hätten. Der neu erstellte Verkehrsraum füllt sich wieder auf. Eine 10spurige Autobahn erfordert auch Lärmschutzwälle/mauern in völlig neuen Dimensionen. So geht die Machbarkeitsstudie von Lärmschutzbauten zwischen 10 und 13 Metern Höhe aus – nur um das Lärmniveau auf dem gleichen Level wie bisher zu halten.“
„Einen großen Schaden wird auch die Landwirtschaft davon tragen“, sagt Agraringenieur Thomas Zebunke, Vorstandssprecher der GRÜNEN im Wetteraukreis, Kreistagsmitglied und Stadtverordneter in Friedberg. „Die ohnehin schon hohen Flächenverluste im Wetteraukreis und in Südhessen gehen fast immer zu Lasten der Landwirtschaft. Wenn auch noch Wald betroffen ist, muss dieser woanders wieder aufgeforstet werden, und auch das geschieht meist auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. Dasselbe gilt meistens für den fälligen naturschutzrechtlichen Ausgleich.“
„Insgesamt schadet die Förderung von ‚Fernpendelei‘ strukturell den ländlichen Räumen nördlich von Frankfurt,“ so Zebunke, „denn das Fernpendeln nimmt zu und damit die verfügbare Zeit im heimischen Umfeld ab. Die enormen Investitionen wären besser angelegt, wenn damit Arbeitsplätze und Mobilität im ländlichen Raum gefördert würden, also dort Attraktivität geschaffen wird, wo die Menschen wohnen. So sieht zukunftsorientierte Landesentwicklung für alle aus“.
BÜNDNIS 90/Die GRÜNEN fordern die betroffenen Kommunen auf, sich gegen diesen Gigantismus zu ihren Lasten zu wehren und auch vom Wetteraukreis und Hochtaunuskreis erwarten sie aus den genannten Gründen ablehnende Stellungnahmen, die im Falle von landesplanerischen Verfahren üblicherweise abgeben werden.
Abschließend Patricia Peveling – Vorstandssprecherin der Grünen im Hochtaunuskreis: „Dieser gigantische Autobahnausbau ist weder nachhaltig noch zukunftsorientiert. Sinnvoller ist es, die Kapazitäten des öffentlichen Nahverkehrs zu erhöhen, was ja gerade begonnen hat, z.B. durch viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke nach Friedberg und Verlängerung der U2 zum Bad Homburger Bahnhof. Das ist langfristig auf jeden Fall besser für die Menschen, den Verkehr, Landwirtschaft, Umwelt und das Klima.“